http://www.athanato-orden.de/bilder/..._resnovae2.jpg _______________________________ Kapitel II: Erwachen
Stroboskopische Blitze in rot und weiß zuckten durch die unendliche Schwärze. Dann kam der freie Fall, ein ständiger Wechsel zwischen rasantem Fallen, Schleudern und wieder Schwerelosigkeit. Schließlich ein Aufschlag. Wasser, wo kein Wasser war und keine Luft zum Atmen. Ersticken! Lungen, die mit Luft gefüllt werden wollten, mit Sauerstoff, lebensnotwendig. Aber die Lungen füllten sich nicht mit Luft, kein Atmen und kein Leben. Schmerz, unerträglicher Schmerz breitete sich aus und überdeckte alle anderen Eindrücke und Empfindungen.
Wie ein Lavastrom durchzog der Schmerz jede Faser und jedes Molekül. Der Schmerz entwickelte sich zu einem Brennen, das Brennen zu einem Schrei. Der Schrei war eine Befreiung und wie ein reinigendes Feuer gebar diese Befreiung die Erneuerung.
Major Lantor runzelte die Stirn, als er erneut das Datapad durchlas, welches ihm vor wenigen Minuten einer seiner Adjutanten hereingereicht hatte. Er saß in seinem kleinen, fensterlosen Büro im Kriegsministerium auf Dromund Kaas und studierte den Inhalt der Nachricht.
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Lantor war vor zwei Jahren in den Stab von General Saskot versetzt worden. Saskots Stab war für die logistische Versorgung des imperialen Heeres verantwortlich und Major Lantor leitete darin die Waffen- und Ausrüstungsversorgung für den Heimatsektor.
Die Nachricht, die er vor wenigen Minuten erhalten hatte, enthielt einen ausführlichen Befehl zur Lieferung einer großen Menge Waffen und Ausrüstung in ein Depot der Flotte auf einem der Monde von Dromund Kaas. Dazu kam ein Kommandierungsbefehl für eine Einsatzkompanie der XXII. Wachdivision; ihr Auftrag war die Sicherung des Depots.
Der Marschbefehl für die Kompanie ging nicht direkt an Lantor, da er aber im Rahmen der Materialbeschaffung im Hauptverteiler des Befehls stand, konnte er auch die Einzelheiten der Truppenverlegung einsehen. Das Verwunderliche an diesem Befehl war nicht etwa der Marschbefehl oder die detaillierte Aufstellung der Waffen, Panzerung und Spezialausrüstung, vielmehr irritierte Lantor, dass die Einsatzkompanie Soldat für Soldat zusammengestellt wurde. Es wurden zwar auch komplette Gruppen der Division für diesen Einsatz angefordert, teilweise jedoch wurden auch nur einzelne Soldaten aus unterschiedlichen Einheiten zu Gruppen und dann zu Zügen neu formiert. Wenige Soldaten waren sogar auch von Einheiten, die nicht zur XXII. Division zählten abkommandiert worden.
Ebenso ungewöhnlich war auch der Ort. Welchen Grund könnte es geben, solche Mengen an Material in ein entlegenes Flottendepot auf einen Mond mitten im Heimatsektor des Sith Imperiums zu schaffen und dieses dann auch noch mit einer eigens zusammengestellten Militäreinheit zu sichern?
Der Major überflog noch einmal die Auflistung des angeforderten Materials. Einige Dinge würden nicht so ohne Weiteres in der Kürze der Zeit zu beschaffen sein. Der Großteil jedoch lagerte in den gewaltigen, unterirdischen Materialbunkern der Streitkräfte tief unterhalb der imperialen Hauptstadt.
Doch bevor Zweifel oder Verwunderung über diesen Befehl die Oberhand in Major Lantors Gedanken gewannen, fiel sein Blick wieder auf das digitale Siegel des Imperialen Oberkommandos. Selbstverständlich war es das Recht des Oberkommandos, merkwürdige oder für einen einfachen Stabsoffizier nicht nachvollziehbare Befehle zu geben, schließlich waren strategische oder kriegspolitische Entscheidungen weit über seiner Gehaltsklasse.
Und so schaltete Lantor das Datapad auf Standby, erhob sich aus seinem Sessel, ordnete seine Uniform und machte sich wie ein vorbildlicher Soldat des Sith Imperiums an die Arbeit, den ihm erteilten Befehl gehorsam auszuführen.
RAD-5 war kein normaler Droide, wie sie in Kliniken oder medizinischen Laboratorien häufiger anzutreffen waren. Vielmehr war er eine Modifikation einer bekannten Medidroiden Baureihe, die besonders auf die Einleitung von Medikamenten in den menschlichen Körper und die Dialyse des Blutes spezialisiert worden war. Die Modifikation von RAD-5 bestand aus zusätzlichen Teleskoparmen, in welchen eine Vielzahl von medizinischen Instrumenten integriert waren und einer zusätzlichen Funktion, welche es dem Droiden erlaubte, unterschiedliche Flüssigkeiten aus mehreren Tanks über die Kanülen seiner acht Teleskoparme an bzw. in seine Patienten zu injizieren.
RAD-5 aktivierte ein Sicherheitspanel und öffnete damit eine gewaltige Panzerschleuse, die ihn in ein abgedunkeltes Labor einließ. Nur wenige Leuchten und blinkende Kontrollen zeugten von Aktivität in diesem Raum. Als er das Labor betrat, erfasste ihn ein Sensorstrahl. Das System erkannte seinen Identifikationscode und seine Sicherheitseinstufung verhinderte, dass die Sensoren ein Aktivierungssignal an die Abwehrsysteme der Einrichtung sandten.
Das Labor selbst bestand aus einem kreisrunden Raum, der sich zur Mitte hin absenkte. Der Durchmesser des Raumes betrug mehr als zwanzig Meter und an der gegenüberliegenden Seite trennte ein Energieschild den Durchgang zu einem weiteren Raum ab. In der Mitte des Raumes standen sechszehn tankartige Quader, kreisförmig zum Mittelpunkt des Raumes ausgerichtet. Die Quader besaßen eine milchig, gläserne Oberfläche und eine Vielzahl von Kontrollmechanismen an den Außenseiten sowie etliche Versorgungschläuche, die allesamt im Mittelpunkt des Raumes im Boden verschwanden.
Der Droide übermittelte über sein internes Kommunikationsmodul ein Codesignal, welches den Raum zum Leben erwachen ließ. Aus der Decke über jedem Tank fuhr ein Greifarm herunter, dessen Ende eher an ein alptraumhaftes Geschöpf aus dunkelsten Fantasien erinnerte, als an ein medizinisches Hightech-Gerät.
Zusätzlich flimmerte über zwölf der sechszehn Quader eine holographische Anzeige auf, die aus einer Vielzahl von Graphen, Zahlen und schematischen Darstellungen bestand. Aus dem Inneren der Quader heraus erstrahlte ein pulsierendes bläulich grünes Licht.
RAD-5 näherte sich dem ihm am nahe gelegensten Tank und schloss sich an die Datenübertragungsschnittstelle an. Die sonst übliche, warme und beruhigende Stimme eines Medidroiden war bei RAD-5 deaktiviert worden, so dass er mit kalter, mechanischer Stimme referierte: „Akoluth Kappa 03, männlich, Körpergröße 192 Zentimeter, Körpergewicht 97 Kilogramm. Vegetatives Nervensystem aktiv, somatisches Nervensystem befindet sich im Konditionierungsstatus.“ Ein leises Surren zeigte an, dass der Droide weitere Daten empfing. „Körperliche Integration bei 95%, überdurchschnittliche Heilungsrate. Serum Metabolismus aktiv, verbleibende Zeit bis zum Austausch 17 Stunden, 32 Minuten und 10 Sekunden. Beginne jetzt mit Reflexanalyse“
Mit einem Klicken löste sich RAD-5 von der Schnittstelle des Tanks. Gleichzeitig begann die außergewöhnliche Oberfläche des Quaders sich zu verflüssigen und an den Seiten herabzufließen. Dadurch wurde das Innere des Quaders sichtbar.
Darin lag ein menschlicher Körper, umgeben von einem Pulvergemisch, welches an Schnee erinnerte, jedoch in Farbe und Konsistenz leicht davon abwich. Der Droide aktivierte mit einem Knopfdruck einen Schalter, der eine Spülung in Gang setzte, welche den Körper von der pulverigen Substanz befreite.
Es handelte sich um einen männlichen Menschen, geschätztes Alter Ende Zwanzig. Sein Körper hatte eine fahle Hautfarbe und an mehreren Stellen waren ältere Blutergüsse zu erkennen. Einige Narben zierten seinen Oberkörper und das Gesicht.
Eine dicke Kanüle war an seiner linken Flanke befestigt. In seinen Venen der linken und rechten Ellenbeuge steckten ebenfalls Kanülen, die im Inneren des Tanks verschwanden. Schließlich konnte man noch eine weitere dicke Kanüle erkennen, die in die Innenseite seines rechten Oberschenkels führte.
Ansonsten war der Mann nackt.
RAD-5 brachte sich direkt neben dem Quader in Position und begann mit seinen Teleskoparmen Nervenpunkte auf dem Körper des Mannes mit kleinen Nadeln zu punktieren. Die gewünschten und erwarteten Körperreflexe zeichnete das große Kameraauge des Droiden in allen Einzelheiten auf. Der Droide wollte gerade einen weiteren Punkt in der rechten Flanke stimulieren, da schnellte die rechte Hand des Mannes nach oben und packte einen der Arme des zurückzuckenden Droiden. Die Kameraoptik des Droiden fixierte blitzschnell das Gesicht des Mannes und filmte seine weit geöffneten Augen; ein kurzes Klicken der Optik justierte das Bild in der optimalen Schärfe.
„Wo?“ stammelte der Mann mit gebrochener Stimme. „Wo bin ich?“
„Aha“, summte RAD-5 mit fast freudiger Stimme. „Frage B“, antwortete der Droide. Neben Verwirrung konnte man absolutes Unverständnis in der Miene des Mannes über die Äußerung des Droiden erkennen. Langsam sank der Arm zurück, welcher den Droiden gepackt hatte. Zeitgleich hatte RAD-5 mit einem seiner anderen Arme eine Injektion in den Hals des Mannes verabreicht. Das Sedativum begann zu wirken; der Blick des Menschen wurde langsam glasig.
„Frage B: Wo bin ich? und Frage A: Wer bin ich? stellen Euresgleichen am häufigsten.“ Behutsam ordnete der Droide den rechten Arm des Menschen neben seinem Körper an. „Nur ganz wenige, und meistens diejenigen, deren kognitive Fähigkeiten am besten regeneriert sind, stellen Frage C.“ RAD-5 aktivierte einen Mechanismus, wonach sich die pulverartige Substanz erneut auf dem Körper des Menschen verteilte, die milchige Flüssigkeit begann sich wieder über den Tank zu ziehen und bildete schließlich wieder eine geschlossene Oberfläche.
Nachdem sich der Quader geschlossen hatte, prüfte der Droide noch kurz die Kontrollen. Bevor er sich auf den Nächsten zu bewegte, drehte er sich noch einmal um und fixierte den soeben verschlossenen Tank.
„Frage C:” zitierte die mechanische Stimme mit einem leicht spöttischen Unterton.
„Was bin ich?“
Merynn Neyren wartete bereits seit Stunden auf ihren Kontaktmann. In Gedanken verfluchte sie Meister Shardyn Klees, der dieses Arrangement auf Nar Shadaa für sie organisiert hatte.
„Töte ihn nicht sofort, er könnte für uns noch nützlich sein“ hatte er ihr mit auf den Weg gegeben. Nur zu gerne hätte sie jetzt diesen Rat vergessen. „Kopfgeldjäger“, hatte sie ihm fragend geantwortet. „Wofür brauchen wir diesen Abschaum?“
„Weil auch Abschaum manchmal nützlich sein kann“, hatte ihr der uralte Meister geantwortet. „Wenn Du in den Abgründen der galaktischen Zivilisation fischen willst, bietet es sich an, einen schmackhaften Köder zu benutzen.“ Der Alte gluckste vor Vergnügen, als er sah, dass seine junge Schülerin ihn stirnrunzelnd ansah.
„Wieso ein Köder, Meister?“ Man sah ihrer Miene an, dass sie verzweifelt darüber nachdachte, was ihr Meister für Hintergedanken hatte. „Wozu brauchen wir einen Köder?“ brach es schließlich erneut aus ihr heraus. „Wir wollen doch nur dieses verdammte Thyopathol bekommen. Und angeblich kann uns dieser Kopfgeldjäger einen Schmuggler nennen, der es uns beschaffen kann.“
„Korrekt“, der alte Meister tippte ihr mit seiner behandschuhten Hand auf das Sternum. Etwas länger als notwendig verweilte er mit der Hand auf Ihrer Brust. Mit einer schnellen Bewegung wischte sie seine Hand zur Seite, was ihm wiederum ein kehliges Glucksen entlockte. Ihre katzengrünen Augen funkelten bösartig.
„Und was wäre, wenn der Kopfgeldjäger uns nicht nur den Kontakt zu diesem Schmuggler vermittelt, sondern uns vielleicht auch die Quelle des Thyopathols verschaffen kann?“
Merynn wusste, dass sie, wenn das Gesicht ihres Meisters nicht durch eine Maske verdeckt wäre, sein diabolisches Grinsen sehen könnte.
„Ihr wollt also, dass ich dem Kopfgeldjäger folge, wenn er den Schmuggler aufsucht und dann die Quelle ausfindig mache, aus der der Schmuggler das Thyopathol bekommt?“
„Ich habe deinen Scharfsinn schon immer an dir bewundert“ entgegnete ihr der Alte, „kleine Schülerin!“
Sie hasste es, wenn er sie so nannte und sie war sich sicher, dass er dies genauso wusste und es ihm deshalb umso mehr Vergnügen bereitete.
„Eines Tages…“ dachte sie, aber beendete diesen Gedanken nicht aus Furcht, der Meister könnte mit einer seiner geheimnisvollen Fähigkeiten ihre Gedanken lesen. Aber der Blick, mit dem sie den Alten nach dieser Äußerung bedachte, machte ohnehin jedes Gedankenlesen unnötig.
Der Wind wehte heftig über den Dächern von Nar Shadaa, der Stadt, die niemals schlief und in der die Lichter und Leuchtreklamen zahlreicher waren als die Individuen, die in ihr, auf ihr oder unter ihr lebten.
Dichte Nebelschwaden kämpften um die Vorherrschaft in den Lüften gegen kräftige Windböen. Merynn prüfte noch einmal ihr Dateninterface um sich zu vergewissern, dass sie auch auf dem richtigen Gebäude wartete.
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Ab und an traf sie ein Windstoß so heftig, dass ihre schwarze Robe aufwirbelte und den Blick auf ihr Lichtschwert freigab, welches an ihrem Gürtel befestigt war. Sie tastete danach und überlegte kurzeitig, ob sie es dem verdammten Kopfgeldjäger, falls er doch noch erschien, gleich in den Schädel rammen sollte.
Doch dann erinnerte sie sich wieder an das Gespräch mit ihrem Meister und entschied, dass es dafür noch zu früh war. Zudem wäre dies ein viel zu schneller und vor allem leichter Tod gewesen. Merynn hatte schon einige Male bewiesen, dass sie es verstand, mit einem Opfer den Tanz des langsamen Todes zu tanzen. Nur wenn das Opfer schließlich darum bettelte, den Tod zu erfahren, war der Tanz perfekt.
Ein Geräusch lies Merynn herumwirbeln. Die Bewegung war so heftig, dass die Kapuze ihrer Robe herunterglitt und ihre pechschwarzen, mit roten Strähnen durchzogenen Haare dem tosenden Wind aussetze.
Aus einem antrainierten Reflex heraus schleuderte sie mit der linken Hand eine Gestalt, die plötzlich hinter ihr aufgetaucht war, mit einem Machtstoß von sich. Mit der rechten Hand zückte sie zeitgleich ihr Lichtschwert und zündete die leuchtend rote Klinge.
Die Gestalt, die sie fortgeschleudert hatte, entzündete eine grelle Stichflamme und ein Schatten entflog vor ihr in den Nebel. Wie heftiges Wetterleuchten konnte Merynn das flackernde Licht der Flamme im Nebel verfolgen und wusste sofort, dass es sich um ein Jetpack handelte, wie es nur allzu häufig Kopfgeldjäger benutzten.
Sie benutzte die Macht, um in die Gedanken des Anderen einzudringen und herauszufinden, ob es der Kopfgeldjäger war, mit dem sie sich heute Abend hier treffen sollte. Doch entweder war seine geistige Barriere zu stark oder etwas anderes hinderte sie daran, seine Gedanken und Gefühle zu erkunden.
„Byron“, brüllte sie in die Nacht „Byron, sind sie das?“ Das flackernde Licht kam näher. „Meister Klees schickt mich.“ Und als Zeichen des guten Willens, ließ sie die Klinge ihres Lichtschwertes erlöschen, ohne jedoch auch nur eine Sekunde weniger kampfbereit zu sein.
Jetzt sah sie erneut einen Schatten aus dem Nebel auf sich zukommen. In der Tat war es ein Kopfgeldjäger, wie man an seiner typischen Rüstung erkennen konnte. Etliche technische Spielzeuge und ein ganzes Waffenarsenal konnte sie an ihm identifizieren. Untrüglich auch das Jetpack, welches ihn langsam in ihre Nähe brachte. Geschickt landete er wenige Meter vor ihr und tänzelte leichtfüßig auf sie zu.
„Habe ich mit Lady Merynn Neyren die Ehre?“ drang es emotionslos aus dem Kommunikator seines Helms. „Sparen sie sich die Höflichkeiten. Wir haben ein Geschäft zu erledigen“, antwortete sie barsch und schritt langsam auf ihn zu.
„Selbstverständlich, selbstverständlich. Geschäfte erledigen ist meine Spezialität“, entgegnete der Kopfgeldjäger und nahm seinen Helm ab.
Ein monotones Summen beherrschte den langgezogenen Raum. Zu beiden Seiten leuchteten Stasisröhren in einem gespenstischen blauen Licht; menschliche Körper schwebten hinter transparenten Plaststahlscheiben schwerelos in einer durchsichtigen Flüssigkeit.
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Einzig und allein das metallische Klacken schwerer gepanzerter Stiefel bildete einen Kontrast zum Surren verborgener Maschinen. Eine massige Gestalt, eingehüllt in eine schwarze Robe, schritt den Raum entlang der Tanks auf und ab.
Sie beobachtete das lautlose Treiben schnell arbeitender RAD Droiden, welche wie in einem perfekt choreografierten Ballett zwischen den einzelnen Stasisröhren hin und her huschten.
Die Kontrollleuchten der Tanks begannen in einem Stakkato aus grünen und blauen Lichtern zu flackern, während die RAD Droiden Aufstellung neben je einem Behälter nahmen.
Plötzlich blieb die Gestalt in der Mitte des Raumes stehen und betrachtete die zu beiden Seiten aufgestellten Tanks. Die jetzt regungslos verharrenden Droiden wirkten in dieser Szenerie wie fantastische Wächter aus einer surrealen Traumwelt.
Wie auf ein unsichtbares Zeichen hin, zischten Luftblasen aus dem Boden der Tanks empor. Im Inneren der Röhren begannen die menschlichen Körper sich kaum merklich zu bewegen.
Die Menschen waren bis auf einen Lendenschurz nackt und wiesen eine Vielzahl von Narben, Blutergüssen und unterschiedlichen Hautverfärbungen auf. Ihre Hautfarbe war ohne Ausnahme fahl und jegliche Haare waren ihnen entfernt worden.
Die Gestalt in der Robe trat nun vor jeden der Tanks und inspizierte eingehend deren Inhalt. Das eine oder andere Mal prüfte seine behandschuhte Hand die Kontrollen und vergewisserte sich über den einwandfreien Zustand der Körper.
Nachdem er schließlich seine Kontrolle beendet hatte, schritt er an das Ende dieses merkwürdigen Spaliers, drehte sich um und gab mit einem langsamen Kopfnicken das Zeichen, die Prozession zu beginnen.
Die Droiden aktivierten in einer synchronen Bewegung eine Schaltung an der Seite der Tanks. Blauweißes Leuchten begann im Inneren der Tanks zu pulsieren und die Luftblasen veränderten sich zu einem Strudel. Die Flüssigkeit wurde schließlich aus den Tanks gepumpt und verschwand im Boden. Als die Röhren endlich bis auf die Körper geleert waren, öffneten sich die Tanks, indem die Plaststahlröhren lautlos nach oben entschwanden. Das pulsierende, weißblaue Licht erlosch und wie auf Kommando sackten die Körper in den Tanks in sich zusammen.
Einem Bienenschwarm gleich stürzten sich die RAD Droiden auf die verkrümmten Körper. Behutsam und vorsichtig begannen sie, die scheinbar leblosen Körper aufzurichten. Plötzlich wie durch Geisterhand erweckt, gewann einer nach dem anderen die Kontrolle über seine Gliedmaßen. Unbeholfen und ungelenk, sich teilweise gegen die Hilfe der Droiden wehrend, richteten sich die Menschen auf. Einige zitterten vor Kälte, andere blickten sich verwirrt um.
Die massige Gestalt in ihrer schwarzen Robe schritt wieder zwischen den nun aufrecht stehenden Menschen auf und ab.
„Eure Fragen und eure Verwirrung sind unerheblich“, die Stimme des Kollektors hallte durch den Raum.
„Akzeptiert euer Erwachen als Wiedergeburt. Es gibt kein Gestern, es gibt keine Vergangenheit.“
Der Sprecher schlug die Kapuze seiner Robe zurück und ein kahler Kopf mit ledriger, grauer Haut wurde sichtbar. Reptilienartige Augen leuchteten in einem orangerotem Feuer und musterten jeden der neu erwachten Menschen.
„Ihr seid Kinder, die wieder lernen müssen zu sprechen, zu laufen und zu kämpfen. Der Sinn eures Daseins ist die Pflicht und der Gehorsam. Ihr seid wiedergeborene Soldaten, die nur eine Aufgabe haben. Ihr seid ab sofort Akoluthen im Dienste des Athanato Ordens.“
Kaum hatte der Kollektor diesen Satz beendet, drehte er sich um und verließ mit wehender Robe den Raum.
Zurück blieben zwölf Individuen, die geboren worden waren in ein neues Leben. Ein neues Leben voller Gefahren, Herausforderungen und dem dunklen unbekannten Zweck, der hinter ihrem Erwachen stand.
_______________________________ Akoluthorium:
Das Akoluthorium des Athanato Ordens gibt bekannt, dass derzeit noch zwei Nachrückerplätze in der aktuellen Inspektion frei sind. Sobald der Orden sein 52. Mitglied aufgenommen hat, wird ein vorläufiger Aufnahmestopp verhängt und nur noch Bewerbungen auf Empfehlung bearbeitet. Nach wie vor ist die Klasse der Rekruten kein Entscheidungskriterium, da das Verhältnis innerhalb des Ordens ausgeglichen ist.
Mit imperialem Gruß,
Sardus
[Consilium Athanato]