Die Auswirkungen werden moderat bleiben, genauso wie bei den Single-Player-Spielen auch. Letztlich kommt es auf die Schwerpunkte eines Spiels an, die besetzt werden sollen.
Und in dieser Hinsicht will ich unbedingt nochmal darauf hinweisen, daß "fully voiced" eine Reduzierung auf nur EIN Detail ist. Letztlich ist die umfangreiche Sprachvertonung nur EIN Element der cinematischen Dialog- und Zwischensequenzdarstellung. Es ist nicht nur damit getan, hölzern animierte Figuren in einen Raum zu klatschen und dann ein paar Sprecher nen Roman runterreden zu lassen. Es soll eine an Filmkunst grenzende Erzählform dargereicht werden. Da braucht es dann auch Aspekte der Kameraführung, Belichtung, Regie und sonstigen filmtechnischen Details.
Was das im Detail bedeutet kann man sehen, wenn man Spiele, wie Mass Effect mit z.b. Oblivion vergleicht. Ich zitiere immer wieder gerne einen Satz, den ich irgendwo im Web über Mass Effect gelesen habe: "Der geilste Film, den ich je gespielt habe"
Sowas umzusetzen kann man nicht einfach nur durch die Beauftragung eines Sprecherstudios. Da muss schon ein Großteil des Storytellings und somit auch ein gewichtiger Teil der Quest-Erstellung/Abfolge und somit des gesamten Spiels in die Planung einfließen, wenn man eine Erzähltechnik erreichen will, die mit Filmkunst vergleichbar ist.
Und worauf will ich nach diesem langen Intro hinaus? Auf die KOHLE. Sowas kostet schlicht Geld, und ist somit in vielen Spielen nur teilweise oder auch nur ganz gering enthalten. Von daher wird sich ein Entwickler schon in der Frühphase zur Entwicklung eines Spiels Gedanken machen müssen, wieviel er an cinematischen Szenen im Spiel haben will, und wie teuer es werden darf.
Umgekehrt... hängt die Entwicklung diesbezüglich nicht nur an den Produzenten, sondern auch an den Konsumenten. Und da kann man ganz klar sehen, daß der Spielemarkt groß genug ist, daß unterschiedlichste Formen von Spielen am Markt nebenher existieren können. In dieser Hinsicht finde ich es auch gut, daß Bioware und Blizzard quasi beide hochqualitative Spiele anstreben - aber eben mit unterschiedlichen Gewichtungen. Für Blizzard war seit jeher die Spielmechanik wichtiger. Entweder das Jagen&Sammeln, wie in Diablo oder WoW oder eben eine hervorragende Strategieumsetzung, wie bei StarCraft. Story gab es immer AUCH in den Spielen, wurde aber immer auch nachrangig behandelt. Und das ist gut so, denn es gibt viele Spieler, denen eine umfrangreiche oder gar filmtechnisch erzählte Story einfach nicht besonders wichtig ist.
Bioware hatte in den letzten 10 Jahren da einen anderen Ansatz. Sie wollten definitiv mehr Filmkunst in die Spielbranche reinbringen (womit sie in gewisser Hinsicht Nachfolger der 90er-Jahre-Spielschmiede "Origin" wurden), was bei KOTOR schon ganz gut klappte, aber bei Mass Effect einen echten Höhepunkt erreicht hat. Für Bioware hat das Storytelling die höchste Priorität und die Spielmechanik ist zwar AUCH wichtig, wird aber eher nachrangig behandelt (wobei das auch durchaus auf das exakte Bioware-Spiel ankommt, welches man betrachtet).
Beide Firmen haben somit IHREN Schwerpunkt, der sich vom Schwerpunkt des großen Konkurrenten ganz klar abgrenzt. Und ich hoffe sehr, daß dies auch in Zukunft so bleibt.
Andere (zumeist kleinere) Hersteller eifern dem einen oder dem andere nach... oder suchen wiederum einen ganz anderen Schwerpunkt. Und wie ich schon erwähnte, denke ich, daß der Markt groß genug ist, damit unterschiedlichste Spiele hinreichend erfolgreich sein können.
Eine so fette Story die hoffentlich von Anfang bis Ende auf hohem filmtechnischen Niveau erzählt wird, dürfte nach SWTOR aber nur selten umgesetzt werden. Es kostet einfach unglaublich viel Geld... und wenn man zuvor keine Gewissheit auf Erfolg hat, ist es schwer an dieses Geld zu kommen.
Von daher... schätze ich... daß die Auswirkungen auf die Branche doch eher moderat bleiben